In der Kritik

Erste Berichte über Stöckl und sein Werk erschienen in deutschen Publikationen bereits in den 50er Jahren. Nach seiner Ausstellung in Paris 1957, vor allem aber nach der für ihn so erfolgreich verlaufenen Biennale von Venedig 1960, wurden auch die Kritiker der großen internationalen Blätter auf den Münchner Maler aufmerksam.

Einige Stimmen:

…Mit bemerkenswerter Unabhängigkeit hat er sich seine eigene Formenwelt geschaffen. In den frühen Arbeiten treten Gebilde auf, die aus Insektenformen entwickelt zu sein scheinen, Libellenflügel, linienhafte Tastorgane, Blasengebilde von zarter, manchmal etwas süßlicher Farbigkeit….Eine zunächst noch zaghafte Orientierung an der Wirklichkeit scheint die besondere Art seiner abstrakten Märchenerzählungen nur noch zu steigern. Kommt hier ein frischer Wind auf, der die etwas festgefahrene Situation unserer gegenstandslosen Malerei wieder in Bewegung bringt?
          Hans Konrad Röthel (in: Die Kunst und das schöne Heim, 1956)

…Die neuen Arbeiten des Malers Rupert Stöckl sind eine Überraschung. Gewiß waren seine bisherigen Bilder Erfindungen, die unverwechselbar sein eigen waren und die einen rein ästhetischen Reiz ausstrahlten. Es waren durchsichtig schillernde Gebilde, am ehesten den Seifenblasen vergleichbar oder den Wasserblasen, die der Atem der Fische aus den Tiefen aufwirbelt. Eine höchst raffinierte Mischtechnik von Aquarell und Deckfarben gab diesen Formen ein geheimnisvolles Leben....
           Susanne Carwin (aus dem Kunstbrief des Bayerischen Rundfunks 1957)

Rupert Stöckl gehört zur jüngsten Generation. Er ist Münchner und hat sein eigene Form vollkommen unbeeinflusst gefunden. Seine Bilder sind wie abstakte Märchenerzählungen, voll von skurrilen Einfällen, manchmal mit einem Stich ins Surrealistische.
           Hans Konrad Röthel (Katalog Germania der XXX.Biennale Venedig, 1960)

…Man beobachtet heute, daß es in der Kunst immer weniger lokale Traditionen gibt, und dass diejenigen Künstler, die ihre Eigenart mehr der Herkunft und dem Volkscharakter verdanken, im Zeitalter einer raschen und weltweiten Kommunikation allmählich aussterben….Man spürt in Stöckls Bildern ein Bemühen, den Illusionsraum und die Formenfindung dichter zusammenzuschließen, gleichsam eine direktere Phantasmagorie aus bewegten Pinselaktionen zu erzeugen, wobei aber ein realer Bildraum in Andeutungen noch erhalten bleibt.
           Juliane Roh (aus der Einladung zur Ausstellungseröffnung in der Galerie Deutscher Bücherbund, München, 1961)

…Bei Stöckl überraschen Phantasie und unverwechselbare persönliche Farbskala. Seine Bilder.. sind ein Beweis, dass die Farbe erst durch die Größe und Gestalt der Fläche und die Art ihrer Begrenzung vollständig definiert ist….
          Josef Albers

…manchmal werden sie zur Szenerie für einen Meeresgrund, zwischen der sich ungewöhnliche Bewohner von Abgründen bewegen; dann wieder scheint es, dass wir durch eine Verzauberung auf die Dimensionen einer Ameise und den unerforschten Dschungel eines Grasbüschels erforschen…
           Prof. Decio Gioseffi ( Il Picollo, Trieste,24.1.1962)

…Es ist, als sei der Meeresgrund mit seiner phantastischen Flora ausgeleuchtet worden, sehr künstlerisch ausgeleuchtet, so dass sich seltsame reizvolle, mitunter fast mystische Lichtverhältnisse ergeben. Und diese Flora hat dann auch wieder etwas von einer Fauna; es entwirren sich Gestalten, die letztlich doch gestaltlos bleiben, nur den flüchtigen Anschein des Animalischen haben…
           -os-(Fränkisches Volksblatt,15.3.1963)

…So ordentlich und penibel die Zeichnung, so verwirrend und verblüffend vielgestaltig das Ensemble: Chaos, geduldig mikroskopiert. Das wächst und gärt, wuchert und treibt, man kann es vegetativ deuten, aber auch elementar-physikalisch, jedenfalls ist immer „was los“. Es ist auch Atmosphäre da, breit Lagerndes, Geschichtetes, und spontane Kraft, die sich der Ruhe widersetzt. Auch Ironie ist im Spiel: Unfug der Gestaltung, das Absurde des „Sosein-Wollens“, leiser Spott auf die Naivität aller „Schöpfung“…
           Wolfgang Christlieb (Abendzeitung)

…Alles lebt bewegt sich, scheint sich fortwährend zu verändern, und zwar mit sprühenden Farbklängen, deren Harmonie aus besten malerischen Traditionen schöpft. Es gibt Kunstgelehrte, die dazu tiefsinnig erklärten, Stöckls Malerei wäre „bayrisch-barock“, und dieses Wort machte so schnell die Runde, dass es beinahe zu einer Etikettierung geworden wäre – was ja für die hohe Kritik immer das bequemste ist. Aber Stöckl variierte und kam dank seiner Phantasie zu neuen Gestaltungen, die sich einer Beschreibung oder gar Erklärung hartnäckig entziehen, so dass sie auch nicht einzuordnen sind.
            Anton Sailer (in: Münchner Leben, 1966)

…Wenn`s mit rechten Dingen zugeht, wird diesem „Bayerischen Dali“ die Walhalla nicht erspart bleiben, oder er ihr.
           Günter Rudorf

…Neu ist, dass Stöckl auch Zeichnungen zeigt. Sie sind wahnwitzig, E.T.A. Hoffmann plus Toulouse Lautrec. Nichts von Pocci, nichts von Spitzweg. Nichts von Altstadtgiebel. Eher, wenn es dienlich ist, Vergleiche anzuregen: Lidonesisch, Thailändisch. Aus den Dschungeldörfern, in denen sie einst die wundervollen Schattenspielfiguren schnitten. Auf Leder damals – Stöckl macht`s mit Tusche und Farben – süß-höhnischen Tuschfarben. Komisch-ernst und giftig-harmlos. Ich behaupte, dass seit Münchens Stadterhebung nichts Ähnliches um den Alten Peter herum gezeichnet wurde.
           Wolfgang Christlieb (Abendzeitung)

…Kaufen Sie jetzt einen Rupert Stöckl! Sagen Sie aber nicht, Stöckl sei der oberbayerische Dali. Sagen Sie, Dali sei der spanische Stöckl.
           Oliver Hassencamp (im Hihglife Barometer)

…Alles reimt sich bei ihm zusammen. Naiv und hintersinnig, mit starkem Hang zum Dekorativen, aber auch voll würdigem Ernst ist er zu einer Zierde der Landeshauptstadt geworden, der Rupert Stöckl…
          Peter Heisch (aus der Pressemitteilung anlässlich der Ausstellung im Hotel Residence, München, 1974)

Im Auftrag der Deutschen Städtereklame GmbH, darf ich Sie dazu beglückwünschen, dass die dort eingesetzte Plakatjury, deren Mitglied ich bin, Ihnen den 1. Preis für das beste Wirtschaftsplakat des Jahres 1976 zuerkannt hat. Es handelt sich um das Plakat „Täglich hellwach mit der Süddeutschen“….
           Dr. Jürgen Kolbe (Kulturreferent der Landeshauptstadt München, 1977)

…Rupert Stöckl`s Bilder, die in eine irreale Welt führen sind, großformatige Gouachen von erstaunlichen Farbklängen und einer sanften Zartheit der Zeichnung. Mit außerordentlicher Sorgfalt und einer spürbaren Freude am Spiel einer verträumten Phantasie ausgearbeitet, entziehen sie sich jeder realistischen Deutung, vermitteln aber auch keine surrealistisch-stummen Drohungen….
           Anton Sailer (in: Die Kunst, 1981)

... „Ich kann und möchte die Form nicht missen, dazu bin ich zu gewissenhaft“, hat er (Stöckl) mir vor Jahren einmal gesagt.
Das Wahren der Form und die Ordnung der Farben handhabt Stöckl auch bei seinen Landschaften, in welcher Technik er sie auch malen mag, irdisch und unirdisch, kraftvoll leuchtend ebenso wie in die letzte Nuance zart und durchsichtig. Und wenn sich Rupert Stöckl in die Abstraktion der Form zurückzieht, wirkt seine Farbgebung konkret, macht deutlich und verständlich, was der Künstler sagen will….
           Wilfried Scharnagel (aus der Rede anlässlich der Ausstellungseröffnung bei Hertie München, 1985)

Wenn man einen Computer mit allen Daten fütterte, die als typisch münchnerisch gelten, dann müsste als Summe wohl ein Prototyp herauskommen, der dem Maler und Grafiker Rupert Stöckl auf eine geradezu frappante Weise ähnelt. Als eine solche unwahrscheinliche Inkarnation Urmünchner Wesens ist Rupert Stöckl, der Mann mit der Physiognomie und Statur eines Brauwirts, selber längst eine Münchner Einrichtung geworden…
           Franz Hilger (Wasserburger Zeitung,1985)

…Ein Urbayer, ein Urmünchner, manchmal knurrig, sicher kauzig, ein Trachtenliebhaber, ein König-Ludwig-Fan, ein Original der Au, ein abstrakter Spitzweg? Stimmt alles, aber das beschreibt auch nur ein Stück der Fassade. Wie es aber drinnen aussieht – das sagt er nicht, das malt er nur….
           Werner Meyer

Lieber Rupert, ich muß Dir ein ganz großes Kompliment machen für diesen tollen Entwurf unseres Wies`n-Kruges. Du hast ja gesehen, dass wir alle spontan hellauf begeistert waren, denn Du hast diesmal so richtig meinen Geschmack getroffen….
           Gerd Käfer (München, 1986)

…In seinen Bildern, Grafiken, Objekten zeichnet und gestaltet er eine irreale Welt, verfremdet die Wirklichkeit, baut mit Versatzstücken der Realität bizarre Phantasielandschaften, Bühnenbilder eines absurden Theaters, in dem merkwürdige vermummte Gestalten und skurrile Fabeltiere kein handfestes, grelles Bauerntheater, sondern eher eine grazile, beschwingte „Commedia dell`arte“ aufführen….
           Jörg Dürrmeier, Süddeutsche Zeitung (aus der Rede anlässlich der Ausstellungseröffnung im Bildungszentrum der IHK in Feldkirchen-Westerham, 1986)

…Wir kennen und schätzen ihn als phantasievollen, form-und farbbewußten Gestalter, dem es seit Jahrzehnten gelingt, viele Freunde für seine Arbeit zu gewinnen und dennoch die Individualität seiner künstlerischen Handschrift zu bewahren.
           Hans Zehetmair (Grußwort des Kultusministers im Katalog der Galerie Hell zum 70.Geburtstags Stöckls,1993)

…Vor allem blieb er sich auch treu in der konstanten Weigerung, über seine eigene Kunst herumzutheoretisieren. Das hat er immer anderen überlassen und immer wieder gern und schmunzelnd zugegeben, wie sehr ihn das erstaunt, was man über seine Arbeit alles denken, sagen und schreiben kann.
            Wolfgang Längsfeld (im Katalog der Galerie Hell zum 70. Geburtstag Stöckls,1993)

…Stöckl benutzt für viele seiner Collagen heilige Bilder, Heiligenbilder. Aber keines ist ihm so sehr heilig , dass er nicht etwas damit anstellen könnte. „Ein bisserl was geht alleweil!“ Da hält ein Nazarener-Jesus provokant eine Zigarette zwischen den Fingern oder vermehrt das Bier, statt den Wein. Und Stöckls Motto bei all dem Treiben, ja, „der Glaube tröstet, aber die Kunst noch mehr!“
           Wolfgang Till (Direktor des Münchner Stadtmuseums im Katalog der Galerie Hell zum 75. Geburtstag Stöckls, 1998)

Rupert Stöckl und sein Hut, so hat ihn die ganze Stadt gekannt. Mit seinem forsch aufgekrempelten Trachtenhut aus grün gefärbtem Hasenfell war der Künstler selbst ein Kunstwerk. Jetzt hat der Malerfürst für immer seinen Hut genommen…
           Gerhard Merk (Abendzeitung vom 9.8.1999)

…Allein das Wunderbare – gleich welcher Natur – sei schön, erklärte Breton. Nur das Wunderbare sei das wahre Stimulans für die Kunst, wie die Sensibilität sich aus dem Unbewussten nähre, nicht aber aus der Logik des rationalen Kalküls. Rupert Stöckl bedurfte dieser Lehrsätze und Manifeste keineswegs: „Es kam tatsächlich aus mir selber“. Er hatte es inwendig….
           Reinhard Müller-Mehlis (im Katalog der Galerie Hell „Rupert Stöckl –in memoriam“ München, 2000)

zurück